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„Ein Jahr mit Hochs und Tiefs“


Zwischen richtigen Entscheidungen und Wahnsinn: GSVE-Trainer Frank Pietzonka spricht im Interview über erfolgreiche Nachwuchsarbeit, Wettbewerbsverzerrung und „die ganze Corona-Scheiße“

Eigentlich hätten die Zweitliga-Volleyballer des GSVE Delitzsch am vergangenen Wochenende das Jahr mit einem Doppelspieltag beschlossen. Doch durch die Entscheidung der Volleyball-Bundesliga (VBL), den Spielbetrieb in den 2. Ligen bis zum 10. Januar einzustellen, befindet sich der GSVE bereits in der Winterpause. Zeit, ein Fazit dieses besonderen Jahres zu ziehen und dafür mit Coach Frank „Spitz“ Pietzonka zu sprechen.

 

Wie bewerten Sie die Entscheidung der VBL?

Ich finde es absolut richtig. Wir sind zwar eine professionell geführte Liga, aber keine Profis. Wir verdienen unser Geld nicht mit dem Sport, das ist eher wie ein teures Hobby. Und wenn man sieht, wie alles runtergefahren wird, wäre es unverantwortlich für die Gesundheit, uns weiter durch Deutschland zu jagen.

 

Damit ist das Spieljahr schon beendet. Wie ist Ihr Resümee für 2020?

Es war ein Jahr mit Hochs und Tiefs. Wir haben Spiele verloren, bei denen wir unter unseren Möglichkeiten geblieben sind. Aber man muss auch sehen, dass wir eben keine Profimannschaft sind. Da hat der eine als Lehrer einen Elternabend, der andere muss länger arbeiten und so können nicht immer alle zum Training kommen. Es ist schon schwer gewesen in diesem Jahr, die Mannschaft unter einen Hut zu bekommen.

 

Was waren für Sie die positiven und negativen Höhepunkte in diesem Jahr?

Positiv war auf jeden Fall, dass wir durch die frühe Unterbrechung der Regionalliga-Saison vier Nachwuchsjungs schon früher hochgezogen haben. Die konnten schon reinschnuppern und hatten in den letzten vier Partien ihre Spielanteile. Es hat jeder von ihnen gezeigt, dass er das Niveau hat, mit der ersten Mannschaft zu trainieren, sich dort weiterzuentwickeln und am Ende auch ohne Leistungsabfall zu spielen. Das ist auch das Verdienst von „Sebi“ Reichstein (Trainer der Regionalliga-Mannschaft, d. Red.).

 

GSVE-Trainer Frank Pietzonka und die Seinen können nur abwarten, was mit dem Rest der Saison passiert. Foto: Alexander Prautzsch

GSVE-Trainer Frank Pietzonka und die Seinen können nur abwarten, was mit dem Rest der Saison passiert. Foto: Alexander Prautzsch

 

Und im negativen Sinne?

Das war, brutal gesagt, die ganze Corona-Scheiße. Wir mussten uns dauernd testen lassen. Dann hatten wir zeitweise kein Training, weil die Halle geschlossen war. Das hat uns nicht dabei geholfen, als Mannschaft leistungsmäßig zusammenzuwachsen. Aber ich will nicht zu viel rumningeln, wir haben es ja überlebt.

 

Was für ein Jahr 2021 erwarten Sie, auch speziell für den GSVE?

Das Derby, das für den 10. Januar geplant war, ist ja schon mal abgesagt. Dadurch wird es auch nicht einfacher. Ansonsten erwarte ich, dass alle Spieler, hinter dem stehen, was die Liga und der Verein entscheiden – egal, was es am Ende wird. Der Rest ist wie der Blick in die Glaskugel.

 

Wann kann das Derby denn ausgetragen werden?

Das hängt davon ab, wie sich der Volleyball-Verband entscheidet. Er hat mehrere Möglichkeiten in der Schublade: die Saison abzublasen, wie voriges Jahr, auf Grundlage der Wettbewerbsverzerrung. Oder man spielt bis Mai, mit dem Problem, dass dann noch länger Aufwandsentschädigung gezahlt werden muss und manche Beach spielen wollen. Da gibt es so viele Meinungen unter den Teams, das ist Wahnsinn.

 

Wie realistisch ist es jetzt überhaupt noch, dass die Rückrunde regulär ausgespielt werden kann?

Es gibt zwar noch ein paar freie Wochenenden, aber insgesamt wird die Zeit für die Spiele immer weniger. Realistisch hin oder her, es kommt irgendwann der Punkt, an dem sich die Mannschaften mit der Liga zusammensetzen müssen, um eine Lösung zu finden.

 

Wären Playoffs und Playdowns eine?

Die ist genauso beschissen wie die anderen Lösungen. Wir haben zum Beispiel noch nicht einmal gegen Friedrichshafen gespielt. Dann spielen wir vielleicht zuerst gegen den Ersten, weil wir Letzter sind und hätten auch wieder eine Wettbewerbsverzerrung.

 

Davor kommt noch das Weihnachtsfest. Wie wird das dieses Jahr im Hause Pietzonka gefeiert?

Ausnahmsweise zu Hause. Wir fliegen sonst über Weihnachten immer ins Warme. Meistens Ägypten, in der Dominikanischen Republik waren wir auch schon. So wird es das erste Weihnachten seit 20 Jahren, das wir mit den Kindern verbringen. Ist auch mal schön.

 

Im Bild 1: Der Derbysieg in Leipzig war zweifellos der Höhepunkt der bisherigen GSVE-Saison. Foto: Christian Modla

 

Im Bild 2: GSVE-Trainer Frank Pietzonka und die Seinen können nur abwarten, was mit dem Rest der Saison passiert. Foto: Alexander Prautzsch

 

von Christian Dittmar

LVZ Leipziger Volkszeitung , 21.12.2020