Teilen auf Facebook   Instagram   Als Favorit hinzufügen   Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Gymnasiale Nervenstärke


2. Volleyball-Bundesliga: GSVE wehrt im vierten Durchgang fünf Satzbälle ab und siegt noch mit 3:1

Von Christian Dittmar

Kriftel/Delitzsch. „So was kommt vielleicht alle fünf Jahre mal vor“, erklärte GSVE-Außenangreifer Benedikt Bauer gestern immer noch etwas ungläubig. Mit 19:24 lagen seine Delitzscher im vierten Abschnitt der Partie bei TuS Kriftel am späten Sonnabend schon zurück. „Zum Glück war Peter Miersch in dieser Phase eine Granate auf Diagonal“, meinte „Bene“, „der hat gefühlt die letzten fünf Punkte im Alleingang gemacht.“ Und so verwandelte Miersch schließlich auch den ersten Matchball der Gymnasialen per Angriffsschlag zum letztlich verdienten 3:1 (26:24, 25:21, 14:25, 26:24) – nach dem 3:1 gegen Bliesen vor einer Woche bereits der zweite einigermaßen souveräne Sieg in Folge für die Loberstädter.

„Wir haben eine absolut geniale Mannschaftsleistung gezeigt“, freute sich Bauer. Sein Coach Frank Pietzonka musste dabei naturgemäß von draußen mitfiebern und bekannte danach, dass ihm in der Endphase der Partie schon ein paar weitere graue Haare gewachsen seien.

„Im ersten Satz haben wir die Nerven behalten, obwohl wir da mit 50 Prozent Nachwuchsspielern angetreten waren“, erläuterte „Spitz“. Dabei machten etwa Hannes Schindler, der gestern seinen 20. Geburtstag feierte, Christoph Schößler, Felix Kempe und Tim Planer ihre Sache teilweise richtig gut und holten sich hinterher ein Sonderlob vom Trainer ab: „Die hatten den Kopf oben und keinen Schiss.“ Die Jungspunde wurden auch deswegen ins kalte Wasser geworfen, weil Paul Lohrisch wegen einer Erkrankung und Philipp Maaß verletzungsbedingt nicht mitwirken konnten.

Der zweite Durchgang war dann eine klarere Sache, die Pietzonka-Jungs eigentlich auf Kurs. Doch im dritten Abschnitt dann der plötzliche Einbruch. „Nach unserer 8:3-Führung war für einige meiner Spieler der Satz anscheinend gegessen“, kritisierte der Coach. „Danach hat uns Kriftel die Bälle nur so um die Ohren gehauen.“ Auch im vierten Durchgang schien es lange auf einen Erfolg der Hessen und damit auf den Tiebreak hinauszulaufen – bis Peter Miersch aufdrehte. „Da hatte sich nicht nur bei ihm ordentlich Frust aufgestaut“, so „Spitz“, der aber auch die Leistungen von Benedikt Bauer auf Außen und Felipe Pardini Glaser am Zuspiel würdigte.

Der Deutsch-Brasilianer wurde denn auch zum wertvollsten Spieler der Partie gewählt, reichte die Medaille aber gleich symbolisch an Miersch weiter. „Egal wie knapp das Spiel war, Hauptsache wir nehmen die drei Punkte mit nach Delitzsch. Geiles Finish!“, war der Capitano hinterher happy. Nach dem holprigen Saisonstart mit zwei Pleiten und den folgenden Spielverlegungen sind die Delitzscher nun offenbar drin in der Spielzeit 2020/21. In der Tabelle stehen sie mit jetzt elf Zählern zwar nur auf Rang elf, haben aber etwa fünf (!) Partien weniger absolviert als der SV Schwaig Volleyball auf Platz vier. Drei Matches weniger sind es im Vergleich zum zweitplatzierten Volleyball Grafing, dem nächsten Gegner am kommenden Sonnabend. Eigentlich wären die Gymnasialen wieder mit einem Spiel in der Becker-Schachtel dran gewesen, tauschten das Heimrecht aber kurzfristig mit den Grafingern, da diese im Anschluss noch zwei weitere Heimspiele haben. So wird der GSVE in diesem Jahr gar nicht mehr zu Hause antreten, hat jedoch dafür in der Rückrunde umso mehr Heimpartien – und die Hoffnung, dann wieder zumindest eine gewisse Anzahl an Zuschauern empfangen zu dürfen.

 

Im Bild: Überflieger: Peter Miersch, hier während eines früheren Spiels, ballert den GSVE im vierten Satz zum Sieg. Foto: Alexander Prautzsch

 

LVZ Leipziger Volkszeitung, 30.11.2020