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Volleyball-Derby wird zum Krimi – und Rascher sieht Rot


3:2 – der GSVE Delitzsch ringt die L.E. Volleys vor 442 Zuschauern in einem mitreißenden Zweitligamatch im Tiebreak hauchdünn mit 15:13 nieder

Von Christian Dittmar

Leipzig. Als Martin Burgartz am Sonnabend um 22.29 Uhr den letzten Aufschlag ins Aus setzt, sinken einige Volleyballer auf dem Parkett der Brüderstraße zu Boden. Die Spieler der L.E. Volleys aus Enttäuschung, die Delitzscher aus Erschöpfung. Hinter ihnen liegen fast zweieinhalb Stunden voller Gefühle, begeisternder Ballwechsel und unaufhörlicher Unterstützung von den handverlesenen 442 Volleyball-Enthusiasten von den Rängen. Zwischendurch fühlt sich das Drama in fünf Akten an wie vor der Coronazeit. Zumindest vom Ergebnis her war es da ja auch, denn am Ende verlieren die Leipziger wie vor fast einem Jahr mit 2:3 (22:25, 25:20, 25:12, 23:25, 13:15) Sätzen.

 

Die Gäste beginnen wie die Feuerwehrmänner und führen im ersten Satz früh 15:10. Zwar können die Leipziger beim 16:16 ausgleichen, letztlich geht der Durchgang aber relativ klar an das GSVE-Team von Trainer Frank Pietzonka. „Und dann haben wir komplett den Faden verloren“, ärgert sich „Spitz“. Angetrieben vom starken Kapitän Chris Warsawski holt sich L.E. den ausgeglichenen zweiten Durchgang und dreht im dritten Abschnitt so richtig auf: Zu zwölf (!) deklassieren sie die Nordsachsen – eine Klatsche, welche die Gymnasialen in der Dimension schon ewig nicht mehr hinnehmen mussten. „Solch einen Satz wie den dritten muss man der Mannschaft auch mal zugestehen“, meint Pietzonka, „deswegen habe ich dann auch durchgewechselt.“

Und es sollte sich auszahlen. Kapitän Felipe Pardini Glaser stellt nun ein ums andere Mal auf Paul Lohrisch und Benedikt Bauer, die am Netz ihre Fackeln abfeuern. Trotzdem bleibt der vierte Spielabschnitt ein ganz enge Kiste. „Der vierte Satz ist der Knackpunkt“, resümiert Warsawski, „wenn Robert Karl das Ding nicht abwehrt, steht es 24:24.“

So aber heißt es nach gut zwei Stunden wilden Volleyballs 2:2 nach Sätzen und der Tiebreak muss entscheiden. Der ist dann eine einigermaßen eindeutige Sache, die Delitzscher verwandeln schließlich den dritten Matchball durch besagten Aufschlagfehler der Leipziger. „In den entscheidenden Situationen haben wir nicht clever genug agiert“, analysiert Warsawski. „Aber so ist ein Derby am Ende: scheißeng und es entscheiden die Kleinigkeiten.“

 

Sein Coach bleibt vor allem währen der Partie nicht ganz so ruhig. Nach einer umstrittenen Entscheidung im Tiebreak wirft Christoph Rascher sein Klemmbrett auf den Boden und sieht dafür die Rote Karte. „Der Ball war 1,50 Meter drin und die Schiedsrichterin zeigt auf ‚Aus’“, beschwert sich „Raschi“. Dennoch bekennt er nach dem Match, dass er sich nicht so hätte aufregen dürfen und nimmt die Sanktion auf seine Kappe. Zuvor hatten den Trainer auch schon einige längere Unterbrechungen im vierten Satz auf die Palme gebracht, die sein Team seiner Meinung aus dem Rhythmus gebracht hätten: „Das Spiel müssen wir eigentlich mit 3:1 gewinnen.“

Eine weitere Erklärung für die zweite Pleite nacheinander sind für Rascher auch die derzeitigen Personalprobleme. Neben Jannik Kühlborn, der nach einer Blinddarm-Op länger ausfällt, müssen die Volleys nun auch noch auf Tjerk Dercksen wegen einer Knieverletzung ein Weile verzichten. Die beiden werden wohl auch noch am kommenden Sonnabend fehlen, wenn es für Leipzig gegen die Blue Volleys Gotha zum nächsten Ostduell in heimischer Halle geht. Immerhin sind die Thüringer aktuell auch nicht gerade in Form und haben sogar die letzten drei Partien allesamt verloren. Ganz anders der GSVE: Nach zwei 3:2-Erfolgen sind die Gymnasialen in der Saison angekommen und wollen nächsten Sonntag in Mainz nachlegen.

 

Im Bild: Der Leipziger René Menzel im Angriff gegen den Delitzscher Block Felipe Glaser, Robert Karl und Paul Lohrisch (v.l.). Foto: Christian Modla

 

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LVZ Leipziger Volkszeitung, 19.10.2020

 

Schiedsrichterin Nicole Zimmermann zückt die Rote Karte gegen den L.E.-Coach.

Die Körpersprache spricht Bände – Leipzigs Coach Christoph Rascher – hier: Sporthalle Brüderstraße.